Wahlplakate für Impulse und Gedankenanstöße
Weltweit erstarken populistische Gruppierungen, Medien sprechen vom “Rechtsruck”, undemokratische Parteien erzielen schmerzlich hohe Wahlergebnisse.
Wie können wir Menschen anregen, über unser Miteinander nachzudenken und ihre Stimme demokratisch zu nutzen?
Im September 2024 lassen uns vorhandene Wahlplakate zur Landtagswahl in Thüringen an Straßen und Masten nicht unbeeindruckt. Wir mischten uns mit eigenen Plakaten ein. Mit ihnen kehrten wir das “Wahlplakat” als Medium auf den Kopf: Nicht unsere Meinungen und Vorstellungen der Welt sollten ins Auge stechen, sondern Fragen und Einladungen, die zum Nachdenken anregen.
So schmuggelten sich unsere Motive zwischen etablierte Wahlfarben und -versprechen, um Autofahrer*innen, Passant*innen zu Fuß und auf dem Fahrrad zu irritieren und Anregungen in ihre Köpfe purzeln zu lassen. Diese begleiteten sie nicht nur unterwegs, sondern reisten mit ihnen idealerweise bis zum Arbeitsplatz oder nach Hause ins Gespräch beim gemeinsamen Abendbrot.
Die nächste Wahl kommt.
Statt Polarisierung und aggressiver Konfrontation suchen wir mit diesem Medium das Anregen zum Hinterfragen, Empathie und gegenseitiger Verständigung.
Wir wollen weiter plakatieren und für demokratische Wahlentscheidungen und empathischen Umgang miteinander plädieren. Sollen wir auch bei euch Mitmischen?
Plakate hätten von allen Wahlkampfinstrumenten der Parteien die größte Reichweite, sagt der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim über Wahlplakate. "Knapp zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler nehmen sie im Verlauf des Wahlkampfes wahr", sagt Brettschneider, zu dessen Forschungsschwerpunkten die politische Kommunikation gehört.
Dagegen sieht selbst digitale Wahlwerbung alt aus. "Die Internetseiten der Parteien oder der Kandidierenden nehmen hingegen nur knapp 30 Prozent wahr. Das Gleiche gilt für die Parteien-Inhalte in Social Media-Kanälen", erklärt Brettschneider mit Blick auf Facebook, Instagram, YouTube und andere Plattformen.
So haben in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung nach der vergangenen Bundestagswahl 92% der Befragten angegeben, dass sie ein Wahlplakat gesehen hätten. Das spricht für eine hohe Wahrnehmung, sagt aber natürlich nichts über die Entscheidungsfindung bzw. die tatsächliche Stimmabgabe aus. Ein Effekt lässt sich nicht messen. Dennoch sind sich Wissenschaftler und Politikberater einig: Wahlplakate sind wirkungsvoll, informieren tatsächlich und nützen der Mobilisierung.